Moyes, Jojo by Ein ganzes halbes Jahr

Moyes, Jojo by Ein ganzes halbes Jahr

Autor:Ein ganzes halbes Jahr
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Am dritten Samstag im Mai kamen Treena und Thomas nach Hause. Meine Mutter war schon aus der Tür und über den Gartenweg, als sie noch kaum in unsere Straße eingebogen waren. Thomas, schwor sie, während sie ihn in die Arme schloss, sei in der Zwischenzeit mehrere Zentimeter gewachsen. Richtig erwachsen sei er geworden, ihr kleiner Mann. Treena hatte sich die Haare schneiden lassen und wirkte seltsam elegant. Sie trug ein Jackett, das ich nicht kannte, und Riemchensandalen. Ich stellte fest, dass ich mich gemeinerweise fragte, woher sie das Geld dafür hatte.

«Und? Wie ist es?», fragte ich, während Mum mit Thomas im Garten herumlief und ihm die Frösche in dem winzigen Teich zeigte. Dad sah sich mit Großvater ein Fußballspiel an und stieß einen Ruf der Enttäuschung über eine verpasste Torchance aus.

«Super. Wirklich gut. Ich meine, es ist natürlich schwer, keine Hilfe mit Thomas zu haben, und es hat eine Weile gedauert, bis er sich an den Kindergarten gewöhnt hat.» Sie beugte sich vor. «Aber das erzählst du Mum bitte nicht. Ich habe behauptet, er hätte sich dort gleich wohl gefühlt.»

«Und die Uni gefällt dir.»

Ein Lächeln ging über Treenas Gesicht. «Das ist das Allerbeste. Ich kann es dir gar nicht beschreiben, Lou, wie toll es ist, mein Hirn wieder benutzen zu können. Es kommt mir vor, als hätte ich vor Ewigkeiten ein Riesenstück von mir verloren … und jetzt habe ich es wiedergefunden. Na ja, das war ein beschissener Vergleich.»

Ich schüttelte den Kopf. Ich freute mich für sie. Ich wollte ihr von der Bibliothek erzählen und von den Computern und von den Sachen, die ich für Will gemacht hatte. Aber dann fand ich, das sollte jetzt ihr Moment sein. Wir saßen auf Klappstühlen unter dem ramponierten Sonnenschirm und nippten an unserem Tee. Ihre Finger, fiel mir auf, hatten wieder eine ganz normale Farbe.

«Du fehlst ihr», sagte ich.

«Wir werden ab jetzt beinahe jedes Wochenende kommen. Ich musste einfach … Lou, es ging nicht nur darum, dass sich Thomas gut eingewöhnt. Ich musste einfach ein bisschen Abstand von allem haben. Ich habe Zeit gebraucht, um zu einem anderen Menschen zu werden.»

Sie sah wirklich ein bisschen aus wie ein anderer Mensch. Es war seltsam. Nur ein paar Wochen weg von zu Hause konnten jemanden unvertraut werden lassen. Es kam mir vor, als wäre sie dabei, zu einem Menschen zu werden, dessen ich mir nicht mehr sicher war. Es kam mir irgendwie so vor, als würde sie mich hinter sich lassen.

«Mum hat mir erzählt, dass dein behinderter Typ zum Essen da war.»

«Er ist nicht mein behinderter Typ. Er heißt Will.»

«Sorry. Will. Und läuft es gut mit der Anti-Grabschaufel-Liste?»

«Es geht so. Ein paar Ausflüge waren erfolgreicher als andere.» Ich erzählte ihr von der Katastrophe auf der Pferderennbahn und von dem unerwarteten Erfolg des Violinkonzerts. Dann erzählte ich von unseren Picknicks, und als ich bei meinem Geburtstagsessen angekommen war, lachte sie.

«Glaubst du …?» Ich sah, dass sie überlegte, wie sie es am besten ausdrücken konnte. «Glaubst du, dass du am Ende gewinnst?»

Als wäre das Ganze eine Art Wettbewerb.



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